Ein aktuelles und wichtiges Thema, das mich zunehmend beschäftigt, mal etwas aufbereitet und ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Actio und Reactio … in der Land- und Ernährungswirtschaft
Das Prinzip, auch Gegenwirkungsprinzip, ist ein Newtonsches Gesetz und besagt, dass bei der Wechselwirkung zwischen zwei Körpern jede Aktion gleichzeitig eine gleich große Reaktion erzeugt, die auf den Verursacher der Aktion zurückwirkt.
Um das mal auf unsere täglichen Situationen umzumünzen … Für alles, was wir machen, gibt es eine (Gegen)Reaktion, mal schnell, mal mittel- oder langfristig, manchmal bewusst oder auch manchmal unbewusst.
Wir können mit unserem Tun also zumindest mitentscheiden, wie Reaktionen aussehen können.
In einem vor kurzem gehörten Vortrag ging es um Selbstbild und Fremdbild in der modernen Landwirtschaft, mit dem Ergebnis, das beide Bilder wohl unterschiedlicher kaum sein können.
Wunsch und Wirklichkeit? … Schwarz und Weiß? … Gut und Böse?
Was muss passieren?
Es ist dann wohl wichtig, dass, was in der Landwirtschaft geschieht und in seinen vor- und nachgelagerten Bereichen, zu erklären.
Alles was dort gemacht wird, hat eine Wirkung und löst eine Reaktion aus. Das Handeln auf dem Feld und im Stall ebenso, wie Auftritte in der Öffentlichkeit.
Der Verbraucher muss mitgenommen werden in eine moderne Landwirtschaft. Dabei geht es noch nicht darum, ob konventionell oder biologisch gewirtschaftet wird. Letzten Endes wird eh der Verbraucher entscheiden, was er will, und was er nicht will. Jede Maßnahme wird hier eine Reaktion erzeugen.
In unserer globalisierten Welt werden die Informationen immer Größer, die dem Verbraucher zur Verfügung stehen … aufbereitet durch die Medien, was zugegebenermaßen dann ein oft sehr verzehrtes Bild abgibt, da sich sowohl die Unternehmens-Lobbyisten, als oft leider auch die NGO-Lobby nicht immer an faire Spielregeln und Tatsachen halten.
Jeder Verbraucher sollte sich ein möglichst realistisches Bild machen, von dem was passiert und was daraus letzten Endes entsteht. Danach kann er dann handeln, entsprechend seiner Sichtweise … Actio und Reactio!
Es geht nun darum, dass die Landwirtschaft und seine vor- und nachgelagerten Bereiche sich öffnen und zeigen, was passiert und was gemacht wird.
Es gibt so viele Fragen, die es wert sind, darüber nachzudenken. Wichtig ist, dabei nicht nur den eigenen regionalen „Dunstkreis“ zu sehen, dann sehen viele Dinge gleich ganz anders aus.
Bei unserem Unternehmen geht es um den Fleischverzehr, welcher ja mittlerweile schon als Ganzes in der Kritik steht, ob nun Bio oder nicht.
Ich denke, dass er zu einer sinnvollen Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft dazu gehört und auch die Ernährung ist mit gutem Fleisch, in Maßen genossen, aufzuwerten.
Aber warum soll ich so teures Fleisch kaufen, wenn es doch so billig geht, wird sich so mancher denken. Dieses billige Fleisch wird in mehrerlei Hinsicht teuer erkauft. Das muss dann jedem klar sein, der diese „Knaller-Angebote“ unserer Discounter in Anspruch nimmt.
Kleine Beispiele … um kritisch zu hinterfragen
Neulich in einer Online-Zeitung sah ich einen Orang-Utan, der im Wasser kauernd, sich an einen Baum klammerte, obwohl er eigentlich Wasserscheu ist. Als Reaktion auf eine Vielzahl von Aktionen, wird der Orang-Utan letztendlich wohl aussterben. Warum? Unter anderem, weil wir billiges Palmöl und –fett wollen und dafür den Regenwald roden. Anders ist unser riesiger Bedarf an diesem billigsten Fett nicht zu decken. Ist es das wert? Es ist nur einer vieler, tierischer Schicksale, die wir gar nicht, oder nur am Rande mitbekommen … teuer erkauft!
Das gleiche Problem, nur aus einer anderen Region, bietet der Anbau von Soja, vorrangig als billiges Eiweißfutter produziert, für die hiesige Tierproduktion.
Eigentlich sollte es uns die Tränen in die Augen treiben, was teilweise passiert … aber es ist halt auch weit weg. (Gute Informationen hierzu habe ich gefunden unter: http://www.faszination-regenwald.de)
Gerade in den Medien und für uns aus Niedersachen hochaktuell, sind die Rückstände multiresistenter Keime in verschiedensten Gewässern … auch da, wo es keiner vermutet hätte. Wieder so ein hausgemachtes Problem.
Das Thema Pflanzenschutz ist „abendfüllend“ und ich möchte auch nicht auf das überall diskutierte Glyphosat eingehen. Viel Heikler ist, wie ich finde, der Einsatz von Neonicotinoiden, hochwirksamen, synthetisch hergestellten Insektiziden, in dessen Nervenzellen wirksam und dann schließlich zum Tode führend. Selbst, wenn der Einsatz, wie viele Wissenschaftler behaupten, nicht zum Tode von Bienen führt, so ist doch erwiesenermaßen deren Leistung zum Teil deutlich (man spricht von 20%) eingeschränkt. Zur Bedeutung von Bienen für die Bestäubung unserer Pflanzen braucht man glaube ich nichts zu sagen. Der Zusammenhang vom Rückgang der Insekten und dem einhergehenden Rückgang vieler Vogelarten ist ebenfalls ein Thema, welches sich hier anschließt.
Dies soll nur ein kleiner Auszug sein, um zu verdeutlichen, welche Probleme wir uns durch billige Lebensmittel erkaufen.
Keinem Landwirt ist daran gelegen, sein Kapital, also seinen Boden und seine Tiere vorsätzlich zu schädigen. Oftmals hat er keine Wahl, oder er meint, keine Wahl zu haben. Hier gilt es, Wege aufzuzeigen und die Landwirte hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft zu unterstützen.
Wichtig ist in jedem Fall, der offene Umgang zwischen Erzeuger und Verbraucher. Beide müssen wissen, woran sie sind. Nur dann kann man richtig und vernünftig entscheiden.
Wenn ich weiß, welche Reaktion folgt, kann ich meine Aktion danach ausrichten.
Heißt auch, wenn wir „Gute“ Produkte kaufen, entscheiden wir, wie die Erzeugung künftig aussehen soll!